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19<div id="content">
20    <h2><!--#echo var="title" --></h2>
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22        <div class="box center auto-bildbreite">
23                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/bull-gamma-10.jpg" alt="BULL GAMMA 10" width="640" height="390" />
24                <p class="bildtext"><b>BULL Gamma 10 &nbsp;  EDV-Anlage</b></p></div>
25               
26                        <p>1963 brachte BULL (General Electric) den GAMMA 10 (G10) auf den Markt, der insbesondere für kommerzielle Anwendungen im Lochkartenverfahren gedacht war. Dies war der unmittelbare Nachfolger der Tabelliermaschine (mit oder ohne Gamma 3) und der erste von Bull selbst entwickelte Computer der 2. Generation. Angekündigt wurde der Rechner bereits im Oktober 1962, daher ist die Technik etwa auf dem Stand von 1961/62!<br>
27                        Im Gegensatz zu den Großanlagen benötigte der G10 nur einen ca. 20m² großen Raum, der nicht klimatisiert werden musste. Die Leistungsaufnahme beträgt maximal 2,5 kW.
28                    <br/>Die Grundausrüstung besteht aus der Zentraleinheit mit Steuerpult, der Lochkartenlese-/Stanzeinheit und dem separaten Trommeldrucker. Der Arbeitsspeicher ist ein Kernspeicher der wahlweise 1 kB bis maximal 4 kB Kapazität hatte. Für die Programmierung stehen 59 unterschiedliche Grundoperationen zur Verfügung.
29                    <br/>Die Zykluszeit des Kernspeichers beträgt 7 Mikrosekunden. Der Rechner kann gleichzeitig 300 Karten pro Minute lesen und stanzen. Entsprechend gigantisch ist das Stanzwerk. 5 komplette Lochkarten pro Sekunde zu stanzen ist eine beachtliche Leistung. Der Drucker schafft immerhin 300 Zeilen pro Minute (Zum Vergleich: Der Drucker unserer UNIVAC 9400 Anlage ist mehr als dreimal so schnell).
30                </p>
31<div class="box center manuelle-bildbreite" style="width: 650px;">
32            <img src="/shared/photos/rechnertechnik/gamma10,offen.jpg" alt="BULL GAMMA 10 ohne Verkleidung" width="650" height="564" /></div>
33        <div class="box center manuelle-bildbreite" style="width: 650px;">
34            <img src="/shared/photos/rechnertechnik/gamma10,rueckseite.jpg" alt="BULL GAMMA 10 ohne Verkleidung" width="650" height="633" />
35       
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37                <p class="bildtext"><b>Gamma 10 ohne Verkleidung</b></p></div>
38               
39            <p>Dieser Rechner zeichnet sich durch einen sehr ästhetischen, hervorragenden Aufbau aus. "Nackt", d.h. ohne Verkleidung wirkt er noch schöner als in der ersten Abbildung. Das gesamte Chassis ist in silbermetallic Hochglanzfarbe ausgeführt. Die Anordnungen der einzelnen Elemente sind klar, servicefreundlich und übersichtlich. <br>
40           Wir mussten in der sehr umfangreichen Mechanik Zahnräder auswechseln, die eigens hierfür nachgebaut wurden. Auch waren viele elektronische Defekte zu beseitigen, was bei dem Umfang von knapp 500 Modulen (siehe Bild unten) alles andere als einfach war. Ohne die aktive Mithilfe von ehemaligen BULL-Technikern, die auf dieser Maschine andere Techniker ausgebildet hatten, wären die Chancen Fehler aufzuspüren praktisch Null. Jeder Fehler muss solange verfolgt werden, bis man das defekte Teil, meistens Transistoren, gefunden hat. <br>
41                   Mittlerweile funktioniert der Rechner wieder einwandfrei, was für einen so alten Computer wahrlich sensationell ist. Es dürfte weltweit der einzige Gamma 10 sein, der noch läuft. Dennoch treten immer wieder neue Fehler auf, die uns herausfordern. Aber nur so lernt man die Architektur des Rechners kennen.<br>
42                   
43                </p>
44       
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46    <div class="box left clear-after">
47                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/steuerpult.jpg" alt="Ausschnitt des Programmierer-Steuerpults" width="485" height="379" />
48                <p class="bildtext">
49                    Das Steuerpult ermöglicht einerseits während der Programmabwicklung die Steuerung und Überwachung des Gamma 10, andererseits den einfachen Programmtest durch den Programmierer.<br>
50                    Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Programmierer-Steuerpultes. Es dient dazu, den Programmablauf schrittweise durchzuführen, den Inhalt der Register, Vergleicher usw., sowie der verschiedenen Speicherstellen des Zentralspeichers abzulesen und schließlich Programmbefehle zu bilden und ablaufen zu lassen.<br>
51                    Alle Anzeigen sind mit den grün leuchtenden Miniaturröhren "DM 160" ausgestattet.
52                </p>
53        </div>
54
55    <div class="box left clear-after">
56                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/modul-gamma10.jpg" alt="Typisches Modul" width="485" height="344" />
57                <div class="bildtext">
58                    <p>
59                        Unten ist das Bild eines typischen Moduls (insges. 570 Stück, ohne Drucker!) zu sehen. Auf der Grundplatine laufen die Leiterbahnen in Längsrichtung, auf den kleinen Platinen (Flip-Flop, Verstärker usw.) laufen die Leiterbahnen vorwiegend quer dazu. Fast alle Transistoren sind noch Germanium-Typen.
60                        <br/>Die langsame Logik (u.a. der Kartensteuerung) wird von 573 Relais übernommen. Es war mutig, in einen Computer eine so große Menge Verschleißteile einzubeziehen.
61                        </p>
62                    <p>
63                            Der GAMMA 10 wurde als relativ preiswerte EDV-Anlage offeriert. Wie bei der UNIVAC 9400 haben wir auch für die Gamma 10 eine originale Preisliste aus den Jahren 1968/69, einer Zeit, zu welcher das Modell bereits überholt war und mit Preisnachlass quasi "ausverkauft" wurde.
64                        Zentraleinheit mit 4 k Kernspeicher:  267.000,- DM  (ca. 133.000,- €), Drucker 105.000,- DM  (ca. 50.000,- €).
65                        </p>
66                </div>
67        </div>
68
69    <p>Während unser GAMMA 10 Rechner in einem sehr gutem Zustand ist, kann jedoch der Drucker wegen der fehlenden Elektronik nicht mehr verwendet werden. Doch wir haben Glück: Ein original Drucker ist uns aus Frankreich zugesprochen worden. Er wird voraussichtlich im September hier eintreffen.</p><br>
70       
71        <h2 id="ge-55">BULL Gamma 55 (GE-55)</h2>
72       
73         <div class="box center clear-after">
74                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/bull-ge55.jpg" alt="BULL Gamma 55 Computer-Anlage" width="750" height="389" />
75                <div class="bildtext">
76                <p><b>Bull Gamma 55</b> (GE-55) Anlage. Links der Drucker I41, hinten die CPU (2 Meter lang!), rechts der Lochkartenstanzer PS40, auf dem Tisch der Lochkartenleser und davor die alphanumerische Tastatur</p>
77                </div>
78                </div>
79        <p>Eine "neue" Computer-Anlage von BULL beglückt unser Museum: BULL Gamma 55, nach dem Zusammenschluss von Bull mit General-Electric auch mit "GE-55" bezeichnet. Diese Anlage war 26 Jahre lang in der Schweiz komplett mit allen notwendigen Unterlagen (Manuals, Lochkarten...) eingelagert und erblickt jetzt wieder das Licht der Welt. <br>
80        Sie wurde 1966 von BULL (Frankreich) entwickelt und kam 1967 auf den Markt. Gedacht war die GE-55 für kleine und mittlere Betriebe, die bisher auf "elektronische Rechenanlagen" aus Kostengründen weitgehend verzichten mussten.<br>
81        Dieser Computer zeigt, welche ungeheuerlichen Schritte Mitte der 60er Jahre vollzogen wurden. Während im GAMMA 10 alle Befehle und Rechenschritte mittels unzähliger aufwändiger "Zyklen" durch logisch aktive (und damit störanfälliger) Schaltungen generiert wurden, geschieht dies im GE-55 in einem riesigen Festwertspeicher in Form eines gefädelten ROMs. Hier sind sogar ganze Mikroprogramme abgelegt. Das vereinfachte den Aufwand an Logik-Bauelementen sehr stark.
82Der Rechner wurde in der Grundversion als reine Lochkartenanlage mit viel Mechanik konzipiert. Immerhin werden die Lochkarten optisch und nicht mehr durch Metallbürsten gelesen. <br>
83<div class="box left">
84                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/ge-55-2.jpg" alt="Während der Restauration" width="566" height="322" />
85                <div class="bildtext">
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87                <p>Bild links: Die Anlage während der Phase der optischen Restauration</p>
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89                </div>
90                </div>
91<p>Unser Rechner begnügt sich, wie damals üblich, mit einer Maschinensprache und einem "Mini-Cobol" als Programmiersprache. Der notwendige Compiler wird mittels Lochkarten geladen. Der ganze Programmablauf wird schließlich durch einen mit Lochkarten zu ladenden "Supervisor" vorgenommen.<br>
92Die Anlage wurde mit einem Arbeitsspeicher (Kernspeicher) von 2,5 KB, 5 KB oder 10 KB angeboten. Wir haben die 5K-Version. Es ist erstaunlich, dass man mit so wenig Speicherplatz bereits eine programmier-"Hochsprache" (Cobol), wenn auch in abgespeckter Form, verwenden kann. Es war jedoch auch ein Trommelspeicher anschließbar, so dass damit sogar "Mini-Fortran" installiert werden konnte.
93</p>
94<p>Bei allen Fortschritten im Software-Sektor war die Hardware von BULL rückständig. Die Boards der Rechnerlogik haben den gleichen Aufbau (mit Germaniumtransistoren) wie die des Gamma 10, sie sehen auch identisch aus. Zur gleichen Zeit baute UNIVAC seine Logik bereits mittes monolithischen Schaltkreisen in DTL-Logik. Gleiches gilt für IBM, auch hier wurden bereits 1965 z.B. in der IBM 1130 einfache monolith-ICs verwendet.      <br>
95Wir werden uns bemühen, die schöne Anlage wieder "zum Laufen" zu bringen und berichten dann weiter.</p>
96<div class="cols">
97<div class="leftcol">
98<p class="small">Zeitdokument: Hier Auszüge des Textes aus der originalen System-Beschreibung von 1967/68<br>
99<blockquote><p class="small">"Nach intensiven Marktanalysen wurde von BULL GENERAL ELECTRIC ein Computer entwickelt, der durch seine Universalität besticht:<br>
100Er ist ein Datenverarbeitungssystem, dessen logische Konzeption ein klares Abbild moderner Computer ist;<br>
101Er ist darüber hinaus aber auch ein Datenverarbeitungssystem, das direkte Dateneingaben über Tastaturen in den Verarbeitsungsprozess erlaubt;<br>
102Er ist bei alledem ein echtes Datenverarbeitungssystem, weil er wachsen und größere interne und externe Speicherkapazität erhalten kann.<br>
103Aufbau: Die Zentraleinheit (CPU) des GE-55 stellt über 4 Kanäle - 3 normale für langsame Randeinheiten und 1 Hochleistungskanal für externe Speichereinheiten und den schnellen Drucker her.....<br>
104</div>
105<div class="rightcol"><blockquote><p class="small">
106...die Zykluszeit beträgt 7,9 us. Interner Code ist der ISO-Code. Der Kernspeicher dient als Daten- und Programmspeicher. Ein Byte, 8 Datenbits und ein Prüfbit, speichert ein alphabetisches Zeichen oder ein bzw. zwei numerische Zeichen. Die Rechenoperationen erfolgen in gepackter Darstellung....<br>
107Den Analysen der Befehle und ihrer Ausführung dient ein Festspeicher mit einer Kapazität von 1024 Worten zu je 36 Bits.......Dieser enthält Mikroprogramme für die Steuerung, Überwachung und Befehlsdurchführung sowie arithmetische Rechentafeln und Umschlüsselungstabellen für externe Codes.<br>
108Software: Das Programmiersystem zur Vereinfachung der Programmierung enthält im Wesentlichen:<br>
109Symbolsprachen zur eigentlichen Programmierung und<br>
110Assembler zur Umwandlung der symbolisch geschriebenen Programme......"</div>
111</blockquote></p></div>
112<div class="clear">&nbsp;</div><br>
113       
114       
115        <h2>ANELEX Schnelldrucker</h2>
116       
117        <div class="box left clear-after">
118                <img src="/shared/photos/rechnertechnik/anelex-drucker.jpg" alt="ANELEX Schnelldrucker" width="485" height="423" />
119                <p class="bildtext"><b>ANELEX Schnelldrucker, Series 5</b> mit offener Haube.</p>
120       
121<p>Wenn man vor einem solchen gewichtigen "Monstrum" steht, wird man fast ehrfürchtig: Eine ungeheuer aufwändige und stabile Mechanik sorgt dafür, dass zehntausende Seiten gedruckt werden können, ohne dass wesentliche Ausfälle zu beklagen sind. Der "Anelex Series 5" Drucker wurde 1963/64 in den USA entwickelt und in vielen Computeranlagen dieser Zeit verwendet (so auch an der Z-22 von ZUSE oder am Elektrologica X8). Er war 1965 mit bis zu 1250 Druckzeilen pro Minute der schnellste Drucker der Welt.<br>
122Wir haben unseren ANELEX repariert und steuern ihn über einen Micro-Controller von einem Laptop aus an. Hier wird antike EDV mit der Jetztwelt funktionsfähig verbunden.</p>
123<hr>
124
125    <p class="small">Leider werden noch heute quasi historische Unterlagen (Manuals, Schaltpläne usw.) von uralt-Computern oft leichtsinnig entsorgt. Nicht so in der Stadt Wedel.<br>
126        Um 1970 stand eine G10 in der Lochkartenabteilung der Stadtverwaltung. Der Rechner wurde aus Platzgründen schon vor langer Zeit entsorgt; doch die umfangreichen Unterlagen und Ersatzteile haben im Stadtarchiv überlebt. Frau A.R. knüpfte mit uns den Kontakt so dass wir die genau zu unserem Rechner passenden Unterlagen und Teile übernehmen konnten, die für uns eine wertvolle Hilfe sind. Dafür bedanken wir uns herzlich.<br>
127       
128        </small></div>
129
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