Technikmuseum-Main-Taunus
  Fax- und Schreibtechnik

Es ist kaum zu glauben: Die vermeintliche Erfindung der Neuzeit, das Faxgerät, wurde bereits 1929 in Serie hergestellt. Dieses Gerät wäre allerdings nur mit erheblichem Aufwand noch zu betreiben. Die ersten praktikablen Faxgeräte waren eine deutsche Erfindung: Das Normalpapierfax von Siemens-Hell, Bj. 1956 mit Röhrentechnik, ist noch voll funktionsfähig. Gemächlich und durchschaubar dauert eine Faxübertragung (DIN A5) etwa 4 Minuten. Mit ihm könnte man theoretisch sogar ein Fax in Farbe übertragen !!

Fultograph (Beschreibung unterhalb des Bildes)

Der Fultograph ist ein von dem Engländer Otho Fulton 1929 erfundener "Bildfunkempfänger".
Der folgende Text wurde einer unbekannten Quelle (ca. 1930) entnommen und demonstriert eine Zeit, die für heutige Leser wie die einer fremden Welt erscheint:

"Wer hätte nicht schon oft beim Anhören einer packenden Rundfunkübertragung aus der Oper oder beim Genuß eines Sendespieles den Wunsch empfunden, das Dargebotene nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen zu erleben; wie oft hat man es bedauert, auf die eigene Einbildungskraft angewiesen zu sein und nicht auch gleichzeitig die Vorgänge sehen zu können, die in naturgetreuer Wiedergabe an des Hörers Ohr dringen ? Die Erfüllung dieses Wunsches, die durch das Fernkino möglich wäre, scheitert nicht nur an der technischen Kompliziertheit des Problems, vielmehr ganz besonders an den enormen Kosten, die eine derartige Apparatur verursachen würde. Es ist nun eine geradezu unschätzbare Errungenschaft, daß jeder Besitzer eines guten Rundfunk-Apparates in die Lage gesetzt ist, wenigstens eine Vorstufe des Fernkinos sein Eigen zu nennen, und zwar einen Bildfunkempfänger, der ihm schöne und haltbare Bilder aus dem Äther fängt. Die Rundfunk-Sendestation kann künftig ihre akustischen Darbietungen illustrieren, kann Szenenbilder von Aufführungen, Porträts von Künstlern, Erläuterungen zu Vorträgen, Illustrationen zu den Tagesberichten,Skizzen sportlicher Ereignisse, Wetterkarten, Preisrätsel u.a.m.
auf einfache Weise zum Gegenstand der Rundfunksendungen machen, und alle Besitzer des geeigneten Apparates können ohne technische Vorkenntnisse, ohne Dunkelkammer diese Bilder empfangen, die in wenigen Minuten in leuchtend brauner Farbe vor ihren Augen entstehen und sofort in dauerhafter Form fertig sind. Die einfache Apparatur, die diese Wunder vermittelt, wurde in aller Stille von einem englischen Erfinder, dem Kapitän Otho Fulton, zu dieser Vollkommenheit durchgebildet, und man wird in kurzem schon in den meisten europäischen Ländern regelmäßige Bildsendungen durchführen, so daß der Besitzer des "Fultograph" - so nennt Fulton seinen Bildempfänger - ein internationales Bildsendeprogramm bei sich zu Hause aufnehmen kann. Die Bilder sind originalgetreu, deutlich und gefällig, außerdem durch ihre Körnung von besonderer künstlerischer Wirkung. Die Übertragungszeit für ein Bild im Format 9x12 Zentimeter beträgt 3-5 Minuten."

Zu einer Vorstufe des Fernkinos entwickelte sich der Fultograph nicht, aber immerhin wurde die Vorhersage wahr, daß Wetterkarten per Funk gesendet und empfangen werden konnten.
Die mit einem chemisch präpariertem Papier überzogene, sich drehende Walze wurde spiralförmig durch einen aufgesetzten "Schreibstift" (Tabulator) abgetastet. So konnte ein elektrischer Strom vom Stift über das Papier zur Walze im Rythmus der Bildinformation fließen. Das Bild entstand damit quasi per Elektrolyse.


SIEMENS Faxgerät KF 108 (Beschreibung unterhalb des Bildes)
Die Abbildung zeigt das SIEMENS Faxgerät KF 108 (Bj. 1956).
Es arbeitet nach dem ähnlichen Prinzip wie der Fultograph. Anstelle der elektrochemischen Aufzeichnung wird hier über eine aufwendige Mechanik mit Hilfe eines rotierenden Saphirröllchens Tinte auf das gewöhnliche Schreibpapier gebracht.
Ein KF 108 wird selbst dann noch Faxe übertragen können, wenn die Geräte der Neuzeit längst funktionslos im Sondermüll entsorgt werden. Es ist aber nicht kompatibel zu heutigen Faxgeräten. Siemens baute das Gerät in einer typisch deutschen Solidität : Alles kugelgelagert verwindungssteif und reichlich überdimensioniert. Die Wegwerfmentalität war noch nicht "erfunden"

Ein weiteres Wetterkartenfax von 1963 besteht aus 90 kg schöner Technik mit Elektronenröhren. Wetterämter konnten in den 60igern über einen Langwellensender die aktuelle Wetterkarte (größer als DIN A 3) empfangen.

Hellfax-Blattschreiber BS 110 (Beschreibung unterhalb des Bildes)
Wie mühsam es in den 60iger Jahren war, Fax-Zeichnungen in der Größe DIN A2 zu erzeugen und wie skurril die Realisierung ist, zeigt der Hellfax-Blattschreiber BS 110. Dieses Gerät wurde zum Empfang von Wetterkarten per Funk verwendet. Möchten Sie mehr über dieses Fax erfahren ? Dann aktivieren Sie den Link zur » Funktionsweise des HELLfax

Lange vor dieser Zeit arbeiteten die Telegraphenstationen (ca. 1900), sowie die frühen Fernschreiber (1938) und Hellschreiber (1952). Eine Vorführung demonstriert etwas unfassbares: Der Hellschreiber schreibt ein Diktat aus einem Diktiergerät der frühen fünfziger Jahre und das fehlerfrei !?
Ferner ist eine lautstarke Ferschreibverbindung zwischen Blatt- und Streifenschreiber aufgebaut. Dies war der Beginn der berühmten Telexära, die bis weit in die achtziger Jahre betrieben wurde.
Die elektromechanischen "Textverarbeitungssysteme" (1962-64) zeigen, wie man mit Lochstreifen und -karten als Datenträger Texte duplizieren und automatisch schreiben konnte. Eine aufwendige Technik deutscher Gründlichkeit, die sich damals nur große Firmen leisten konnten. Wie die Olympia Anlage aussieht können Sie sehen, wenn Sie » hier klicken.

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